Fast hätte ich es ja vergessen, noch eine abschließende
„Zusammenfassung“ über meine Arbeit im Tumaini zu schreiben und ich bin froh,
dies noch von hier machen zu können, mich somit aber leider auch endgültig aus
Tansania zu verabschieden.
Da ich nun doch schon seit einigen Monaten dort arbeite und
zwischendurch immer mal ein wenig berichtet habe, kommt euch vielleicht einiges
bekannt vor.
Aber egal, dann jetzt noch mal alles ein bisschen
detaillierter und der Reihe nach:
Seit Februar arbeite ich nun im Tumaini Health Center hier
in Tanga.
Geplant war das aber nicht, denn eigentlich sollte ich von
Anfang an in einer kleinen Dispensary (Krankenstation) meiner Organisation hier
arbeiten. Das hat ja leider aufgrund unserer Probleme mit der Arbeitserlaubnis
und dann schließlich auch wegen der Schließung der Dispensary nicht geklappt.
Den ganzen Januar über habe ich deshalb mit meinem Mentor überlegt wo ich nun
arbeiten könnte, bis ein Bekannter von ihm das Tumaini Health Center vorschlug.
Also alle Dokumente zusammengesammelt, abgegeben und am 1.
Februar ging es endlich los.
An meinem 1. Tag dort bin ich hauptsächlich einem
Krankenpfleger gefolgt, er hat mir alles gezeigt und da er sehr gut Englisch
kann, konnte er mir auch viel erklären. Da ich allerdings keinerlei Erfahrung
im Gesundheitssektor hatte und deshalb auch nicht wirklich viel dort tun
konnte, war ich ab dem 2. Tag bis vorgestern, meinem letzten Arbeitstag in der
Pharmacy, der Krankhausapotheke.
Ich habe es sehr gemocht dort zu arbeiten und hatte super
nette, hilfsbereite und fröhliche Kollegen, mit denen ich sehr viel gelacht
habe.
Vielleicht noch etwas Allgemeineres zum „Gesundheitssystem“
und der Arbeit in einem Health Center.
An sich gibt es in Tansania drei Stufen der
Gesundheitsleistungen.
Die „kleinste“ Form ist eine Dispensary, eine Krankenstation,
die hauptsächlich kleinere Untersuchungen und Tests macht. Vor allem
Malariatest. Dispensarys sind daher räumlich kleiner und auch ziemlich eingeschränkt
in den Medikamenten, die sie verabreichen dürfen.
Die nächste Form ist das Health Center (HC). Diese sind
sowohl räumlich größer, als auch technisch oft besser ausgerüstet und haben
einen breiteren Medikamentenstamm den sie verabreichen dürfen. Ein großer
Unterschied ist auch, dass in einem HC Patienten stationär behandelt werden, es
also eine Frauen- und Männerstation gibt, in der Patienten übernachten und für
mehrere Tage bleiben können. Auch haben die meisten HC zumindest einen kleinen
Operationssaal, meist für Kaiserschnitte und
kleinere Operationen. In mancher Hinsicht kann man ein HC vielleicht mit dem Hausarzt bei uns vergleichen. Außerdem sind HC oft privat, müssen sich also selbst finanzieren, weshalb es bei uns zum Beispiel keinen Anästhesisten gibt, was manchmal doch ein kleines Problem sein kann.
kleinere Operationen. In mancher Hinsicht kann man ein HC vielleicht mit dem Hausarzt bei uns vergleichen. Außerdem sind HC oft privat, müssen sich also selbst finanzieren, weshalb es bei uns zum Beispiel keinen Anästhesisten gibt, was manchmal doch ein kleines Problem sein kann.
Und zum Schluss kommt das Krankenhaus. In ganz Tanga gibt es
nur eins und es sieht sehr groß und relativ modern aus, leider war ich nie drinnen.
Das Krankenhaus ist staatlich und somit werden die Angestellten vom Staat
bezahlt. Da man für die kleineren „Wehwehchen“ eher in eine Dispensary oder ein
Health Center geht, ist das Krankenhaus oft die letzte Anlaufstelle. Allerdings
ist es auch labortechnische breit gefächert und es dürfen noch mal mehr
Medikamente als in einem HC verabreicht werden. Weshalb auch wir öfter manche
Patienten direkt dorthin schicken mussten.
Soweit zum Allgemeinen „Gesundheitssystem“.
Wenn man dann ins Tumaini kommt, zeigt man entweder seine
Versicherungskarte und die „Krankenaktenkarte“ vor oder es wird eine neue
„Akte“ angelegt. Die Krankenakte besteht aus einem DinA5 Heft, was eigentlich
für Schüler gedacht ist, aber an sich auch super als Patientenakte funktioniert.
Dort wird dann alles eingetragen und dann geht das Heft auf Reisen, mit dem
treuen Reiseführer: der Krankenschwester. Zuerst zum Wiegen, dann zum Doktor
(der Patient wartet bis er aufgerufen wird), und dann entwder ins Labor, zum
Ultraschall, zum Röntgen oder direkt zu uns. Die Pharmacy ist die Endstation
für alle, hier werden sowohl die Medikamente ausgegeben, aber auch wenn der
Patient nichts braucht, muss er sich bei uns sein Versicherungskärtchen abholen
und unterschreiben.
Achso, fast vergessen, nach dem Labor, dem Ultraschall oder
dem Röntgen wandert die Krankenakte natürlich wieder zurück zum Doktor um eine
endgültige Diagnose zu stellen und die für die Behandlung nötigen Medikamente
auf zu schreiben. Da kann man schnell mal einige Stunden mit Warten verbringen.
Die meisten Patienten kommen morgens gegen 8 oder 9 Uhr und mittags ab halb 12
kommt dann der große Krankenakten-Ansturm in die Apotheke.
Ich habe am Anfang einige Zeit gebraucht, bis ich den Ablauf
verstanden habe und wusste zu wem ich gehen muss, wenn etwas nicht stimmt, es
Unklarheiten gibt oder ich eine Frage hatte. Jedoch wurde mir immer geholfen
und ich wurde jedes Mal mit einem Lächeln empfangen.
Ich würde sagen 80% der Patienten hat eine Versicherung, die
alle Kosten übernimmt. Wie hoch aber der monatliche Beitrag ist, weiß ich nicht
genau. Vielleicht 5% haben ebenfalls eine Versicherung, den genauen Unterschied
der beiden habe ich nicht genau verstanden. Und die restlichen 15% müssen jedes
Mal in bar bezahlen. Da kommt es auch öfter vor, dass die Patienten nicht genug
Geld dabei, oder allgemein nicht genug Geld haben und dann nur so viele
Medikamente ausgegeben werden, wie bezahlt wurden. Das heißt, vielleicht nur
eine Flasche Hustensaft obwohl 2 nötig wären, oder nur 6 Schmerztabletten,
obwohl 18 gebraucht werden oder nur die Hälfte an Antibiotikum, so dass dieses
nicht wie vorgeschrieben bis zum Ende genommen werden kann.
Allgemein sind Schmerztabletten und Antibiotika wohl die am
meisten ausgegebenen Medikamente. (Was durchaus auch gefährlich ist, weil sich
dadurch schnell Resistenzen bilden können, aber damit kenne ich mich nun
wirklich nicht gut genug aus!)
So, das war dann doch ein etwas längerer Beitrag und ich
hoffe, ihr konntet meinem manchmal vielleicht etwas ungeordnete Bericht folgen.
Das Thema Gesundheit und Krankenpflege ist unglaublich umfassend und geht in
viele Bereiche über. Dies ist nur ein kleiner Einblick, hauptsächlich aus meiner
Sichtweise und Arbeit in diesem Bereich.
Aline, ebenfalls Kolping-Freiwillige, aus Bukoba hat vor
kurzem auch einen Bericht über Gesundheit auf ihrem Blog gepostet. Wer will,
kann ja gerne mal vorbeischauen, es geht dort eher um die Sicht der
Einheimischen. Alines Blog
Zum Schluss sei noch gesagt, dass mein Abschied am Freitag
doch schwerer war als gedacht und es mir immer noch ein wenig unreal vorkommt,
mich für so lange Zeit von allen verabschiedet zu haben. Ich werde die Arbeit
und die Kollegen schon sehr vermissen und hoffe in den nächsten Jahren zurück
zu kommen und alle wieder zu sehen.
Dies ist mein definitiv letzter Bericht aus Tansania, denn
in 3 Tagen geht es für Marie und mich zurück nach Deutschland.
Vielen Dank an alle, die meine Berichte verfolgt und mich in
diesem Jahr begleitet haben.
Ich denke ich werde auf jeden noch ein oder zwei Berichte
dann aus Deutschland schreiben.
Also dann, ein letztes Mal liebe sonnige Grüße aus Tansania
und bis demnächst
Theresia
P.S.: ein paar Bilder werde ich dann die Tage von
Deutschland aus noch hochladen.